Der Film sei »indie as fuck«, meinte mein Kumpel. Für sowas bin ich ja tendenziell durchaus schonmal hin und wieder zu haben. Immer. Wenn der Rest der Welt einen Indie dreht, dann weil nicht mehr Kohle da war. Wenn Amerika einen Indie dreht, dann darum. In diesem Sinne: Ein paar Gedanken zu Ich und Earl und das Mädchen (2015).
Ein paar Eckdaten: Ich und Earl und das Mädchen ist eine Tragikomödie von Alfonso Gomez-Rejon (der vorher Glee und American Horror Story gemacht hat – dieser Earl-Film liegt irgendwo dazwischen). Was die Besetzung angeht: Die Hauptrollen spielen die vergleichsweise unbekannten Herren Thomas Mann (nicht der Thomas Mann, natürlich) und RJ Cyler. Oh, und Nick Offerman ( Herzen schlagen laut ) spielt auch mit!
Ein prätentiöses Suhlen im vermeintlich Unabhängigen, irgendwie rebellischen Eigensinn. Das sieht dann alles so schön selfmade aus, mit Stop-Motion-Einspielern und vielen, vielen zurecht geschnibbelten, zusammen geklebten, bunt bemalten Requisiten. Als stecke dahinter kein Filmteam, sondern ein Bastelklub. Alles wirkt so fresh, als sei es der Debütfilm eines 20-jährigen Filmschulabgängers – und nicht eines Regisseurs jenseits der 40, der Brocken wie Argo in seiner Vita hat.
Vermutlich benutze ich den Begriff »Indie« völlig falsch. Independent-Filme, das sind doch nur solche, die ohne Unterstützung großer Filmstudios entstanden sind? Hier steckt Twentieth Century Fox dahinter. Das Studio gehört zu den »Big Six« , den sechs major film studios die diesen Planeten mit major filmgut versorgen. Aber siehe da, eine parallel laufende Mini-Recherche im Nebentab bereichert mein solides Halbwissen um die Information, dass es innerhalb der Fox-Gruppe wohl eine Fox-Firma gibt (namentlich: Fox Searchlight Pictures ), die sich ganz auf Independent-Filme spezialisiert hat. Nun gut. Die nennen es Indie. Fühlt sich an wie Indie. Will sein wie Indie. Also bitte: Indie Schublade.
Fazit zu Ich und Earl und das Mädchen
Fand ich den Film nun gut? Oder mies? Oder mediocre? Spätestens nach dem zweiten Glas Captain-Cola war er auf jeden Fall sehr, sehr unterhaltsam (ob das auch einem guten narrativen Bogen oder allein der Promille geschuldet ist, lässt sich nach einmaliger Sichtung nicht mehr differenzieren). Kurzweilig war das Ding – und am Ende sogar richtig rührend (wenn auch, wirklich und tatsächlich ein indie overkill ). Ich hätte gerne ein Tränchen verdrückt, wären meine dafür zuständigen Drüsen nicht vor langer Zeit hoffnungslos ausgetrocknet.
This is the part where I recommend the trailer.
Nachträglich: weitere Filmtipps
- Isle Of Dogs (2018) mit Greta Gerwig
- The Nice Guys (2016) mit Angourie Rice
- The Lobster (2015) mit Rachel Weiz, Colin Farrell