Ich lese nicht genug Wikipedia. Dass Christopher Nolan noch vor Memento (2000) mit einem gering-budgetierten Noir-Thriller seinen eigentlichen Debüt-Film hingelegt hat, erfuhr ich erst durch einen Kumpel. Der hat mir das Ding dann auch gezeigt: Following aus dem Jahre 1998. Ein auf 16mm gedrehter, knapp 70-minütiger Schwarzweiß-Film voller unbekannter Darsteller, aber – wie man es von Nolan gewohnt ist – wendungsreich bis zur überraschenden Pointe.
Zum Inhalt: Bill ist ein erfolgloser Schriftsteller, der in London wildfremden Menschen nachstellt – zu Beobachtungszwecken. Als er dadurch auf den Einbrecher Cobb aufmerksam wird und dieser seinen Verfolger konfrontiert, tun sich die Männer zusammen und begehen gemeinsame Raubzüge. Bill ist indes vor allem daran interessiert, tiefer in das Leben fremder Menschen zu tauchen…
Den Film Following findet zurzeit man – mit spanischen Untertiteln – in voller Länge auf YouTube:
Mindfuck-Meister’s Lehrjahre
»Everyone has a box« , sagt der Protagonist Cobb in Following . Ein schönes Zitat, weil so simpel und so wahr. Jede*r hat eine Box. Und in Christopher Nolans Box – oder Schublade? – lag seit vielen Jahren das Konzept für den Instant-Klassiker Inception (2010), mit dem er seinen Ruf als meisterhafter Ausnahme-Regisseur in Stein gemeißelt hat. Fun Fact: Auch in Inception gibt es einen Einbrecher namens Cobb, gespielt von Leonardo DiCabrio ( Titanic ). Der dringt in Träume ein, um Gedanken zu stehlen. Hach, was für eine fantastische Idee!
Dagegen ist Following noch vergleichsweise konventionell. Doch Nolan wäre nicht Nolan, würde er nicht besonders verstrickte Verbrechen auf außergewöhnliche Art und Weise erzählen – dafür hat er sich insbesondere mit Memento und The Prestige (2006) einen Namen gemacht, allerdings ist Following ebenfalls bereits eine frühe Fingerübung im Mindfuck-Fach.
Nach und nach kristallisieren sich für den Zuschauer drei Zeitebenen heraus. Einmal sieht man einen unrasierten, schlecht gekleideten Bill mit längeren Haaren, der Cobb auf immer mehr Einbruchstouren begleitet. Die zweite Ebene zeigt einen deutlich gepflegteren Bill. Der Bart ist ab, die Haare sind geschnitten, er trägt einen Anzug und flirtet mit der Blondine, die, wie man erst nur vermutet, das Opfer eines der Einbrüche war. Im dritten Handlungsstrang trägt Bill zwar auch Anzug, ist rasiert und hat kurze Haare, doch er sieht nicht mehr so gut aus. […] Björn Becher ( Filmstarts )
Fazit zu Following
Zum Teil in der Wohnung des Hauptdarsteller sowie der seiner eigenen Eltern gedreht, steht dieses für nur rund 6.000 Dollar produzierte Frühwerk von Christopher Nolan in starkem Kontrast zu seinen späteren Filmen – zumindest in Sachen Produktionsaufwand. Was seine Ambitionen als Storyteller angeht, legt Nolan mit Following bereits den Grundstein für sein Oeuvre meisterhaft erzählter Geschichten.
Zu guter Letzt: In diesem Video wird der Film Following mal genauer unter die Lupe genommen.