Die Kinobesuche, die mit einer reingeschmuggelten Flasche Captain Morgan anfangen, stehen in der Regel unter einem guten Stern. Zombieland (2009), in einem muffigen Kölner Kinosaal, wir selber voller als der Raum – herrlich. Zombieland ist genau der richtige Film für so ein cineastisches Vorglühen am Wochenende. Der Actionfilm World War Z wiederum… nennen wir’s gutmütig die Kinoenttäuschung des Jahres. Nüchtern wäre dieses Urteil womöglich härter ausgefallen.
Ein guter Zombie springt nicht höher, als der muss…
Also vorweg, World War Z war – bei der gruseligen Produktionsgeschichte – besser als gedacht. Gar nicht blöd, die Erwartungshaltung so drücken… auch vorweg: Die so richtig globale Zombie-Eskalation mit ultra-fettem Finale bleibt aus.
Zum Inhalt: Gerry und Karen Lane (Brad Pitt und Mireille Enos) leben mit ihren beiden Töchtern in Philadelphia – total harmonisch, bis(s) die Seuche ausbricht. Wie man das aus der Filmgeschichte so kennt: Plötzlich blanke Panik auf der Straße. Gerry ist, dank seinem ehemaligen Job als UN-Mitarbeiter, ein ziemlich Crack in Sachen Zombie-Pandemie, erkennt sofort die Brenzligkeit der Lage und überlegt, seine Familie in Sicherheit zu bringen…
Wo soll man anfangen? Am besten bei Piers Morgan – ausgerechnet dieser leidenschaftliche Kritiker amerikanischer Waffengesetze! – prominent reingeschnitten in den Vorspann eines Blockbusters, der sich dann zwei Stunden lang an Waffengewalt ergötzt. Ob Morgan das überhaupt weiß? Im Falle einer Zombie-Apokalypse, so wohl die Moral von der Geschicht‘, schaden all die Knarren nicht. Aber naja… welch lächerliches Detail, an dem ich mich da aufhalte.
Nachdem mir die Doku The Act of Killing (2012) heute Abend noch immer schwer im Magen/Herzen lag, dachte ich mir: Gib diesem Zombie-Weltkrieg doch nochmal ne Chance, damit ist die hirnfreie, leichtfüßige Unterhaltung für den Tagesausklang wenigstens gesichert. Und siehe da: Ohne den 3D-Effekt – wie es ihn im Kino zu bekotzen gab – so much better!
3D-Wackelkamera: Schlechte Idee
Der Regisseur Marc Forster hat uns mit seiner Wackelkamera ja schon den Bond-Film Ein Quantum Trost (2008) gelinde gesagt schwer zugänglich gemacht. Das dieser Inszenierungsstil sich mit 3D-Technik beißt, das hätte man doch ahnen können. Sei’s drum. Heute also das Zombie-Spektakel World War Z in 2D gesehen, schön auf’m Laptop im heimischen Bett – so ließ sich ganz anders auf diesen Film konzentrieren.
Filmtipp: Du möchtest wirklich gerne einen Zombiefilm sehen, aber eher so als tragikomische Romanze, statt als Actionthriller? Dann empfehle ich Küss mich, Zombie mit Shellie Marie Shartzer.
Und endlich durfte ich das Horror-Szenario erleben, auf das ich mich im letzten Jahr so sehr gefreut hatte. World War Z weist immer noch Logiklücken auf, doch das steht ja quasi in der Genre-Beschreibung »Zombiefilm«: Hin und wieder haarsträubende Unwahrscheinlichkeiten.
Hier ein ehrlicher Trailer zu diesem Film , der – ja, stimmt – auch einfach BRAD PITT ZOMBIE MOVIE hätte heißen können:
Dass World War Z sozusagen »kindgerecht« geschnitten wurde, um ein breites Publikum anzusprechen – diese dramatische Szene mit Daniella Kertesz als frisch gebissene Soldatin, war’s sogar FSK 12? – stört mich übrigens überhaupt nicht. Bin kein allzu großer Fan dieser wie blutige Bonbons dazwischen geschnittenen Großaufnahmen auslaufender Gehirne und dergleichen.
Rassistisches Machwerk
Manch einer sieht Filme übrigens nicht auf so unreflektierte, schlecht informierte Art und Weise wie ich zuweilen. So erinnert Hartwig Tegeler (Deutschlandfunk Kultur) an Altmeister George A. Romeros Zombie-Verständnis: die Zombies, die seien eigentlich wie wir selbst.
Im Zombie, im Fremden, mich selbst zu sehen, das verbietet ein dumpfer Film wie World War Z . Das Fremde darf hier nicht menschlich sein, noch ein individuelles Gesicht haben. […] Wenn [der Feind] dann noch animalisch ist, die Insignien Ungeziefer trägt – Marc Foster erklärt im Presseheft euphorisch, dass »seine« Zombies Tierschwärmen nachempfunden sind, dann ist der Kampf gegen einen solchen Feind nichts als Notwehr. Genfer Konvention, nix da. Der letzte Satz in diesem reaktionären, rassistischen Machwerk: »Unser Krieg hat gerade erst begonnen.« Ende des Zitats. Und der Endsieg ist nahe, oder wie?
Hartwig Tegeler ( Deutschlandfunk Kultur )
Puh, ja… ich weiß ja nicht… ich glaub als politisch korrekten Genre-Vertreter, indem sich Brad Pitt mit den Horden an den Verhandlungstisch gesetzt hätte, das hätt‘ ich jetzt eher nicht so doll gefunden. Überlassen wir die Aufgabe gelungener Gesellschaftskritik doch lieber relevanteren Filmen, als diesem No-Brainer.
Fazit zu World War Z
Kurz: 8/10 Punkte , weil für jeden Zombie-Geschmack was dabei ist. Also: Zombies im nächtlichen Regen, im sonnigen Israel, in der überfüllten City, im klaustrophobischen Forschungslabor – was darf’s sein? Zombie im Flugzeug? Gibt’s in World War Z auch!