The Consequences of Feminism ist ein Stummfilm, der im Jahr 1906 in Frankreich entstand (Originaltitel: Les Résultats du féminisme ). Regie führte die wohl erste und bis dato einzige weibliche Filmemacherin der Welt, Alice Guy (*1873). Ihr siebenminütiges Werk zeigt eine Reihe von Szenen in umgekehrten Geschlechterrollen: Hier sind die Männer diejenigen, die drangsaliert und zum Objekt degradiert werden.
Ich war begeistert von den Filmen von D.W. Griffith und der frühen französischen Filmemacherin Alice Guy.
Alfred Hitchcock, in seiner Biographie: It’s Only a Movie (Englisch)
Der weibliche Übergriff
Die Handlung von The Consequences of Feminism beginnt in einem Hutgeschäft. Ein Mann hat gerade einen Hut auf einer Ablage drapiert, da stolziert eine Frau in den Laden. Mit ihrem Stock zeigt sie auf den Hut, den sie will. Während die Frau wartet, betrachtet sie die anderen, an Hüten arbeitenden Männer – und streichelt einem die Wange. Der Mann scheut zurück. Kaum ist die Frau raus, bekommt einer Männer den Auftrag, einen Hut auszuliefern. Vor dem Spiegel macht er sich hübsch, legt Make-up auf, posiert und wackelt los.
Draußen wird der Mann unmittelbar von einer Frau angemacht und begrapscht – doch eine andere Frau schreitet ein. Vermeintlich vornehm geleitet sie den Mann zu einer Parkbank. Dort aber beugt auch sie sich zudringlich über den sichtlich widerwilligen Mann. Ein vorbeigehendes Paar sieht die Situation, aber schaut weg und huscht fort.
Filmtipp: Um die frühe Frauenbewegung geht es in Sarah Gavrons Drama Suffragette – Taten statt Worte (2015).
So geht es weiter, in The Consequences of Feminism . Die Männer tragen Anzüge, die Frauen ihre Kleider – allein das Verhalten und damit das Machtgefälle zwischen ihnen wird umgekehrt dargestellt. Alle die Frauen in Alice Guys Film treten aufdringlich und dominant in Erscheinung.
Alice Guy benutzt [in The Consequences of Feminism ] das Mittel der Geschlechterrollen-Umkehr, um ihr Publikum zum Nachdenken zu bringen – darüber, wie Frauen in der realen Welt behandelt werden und wie lächerlich es ist zu glauben, dass Frauen sich genau wie Männer verhalten würden, wenn ihnen mehr Macht gegeben würde.
The Female Gaze (2018) von Alicia Malone, S. 18
The Consequences of Feminism
Ein längerer, lesenswerter Essay zu diesem Film findet sich beim Century Film Project (auf Englisch). Hier ein Auszug auf Deutsch:
Was sie [Alice Guy] hier tut, ist, die untergeordnete Position zu kommentieren, die Frauen damals tolerieren mussten. Indem sie Männer zu Objekten sexueller Belästigung und Ausbeutung macht, zwingt sie ihr männliches Publikum, zu sehen, wie unangenehm es ist und wie wenig Möglichkeiten Frauen haben, wenn sie damit konfrontiert werden. Indem sie den Männern am Ende zeigte, wie sie sich für ihre Rechte zusammenschließen, hat sie (Unbeabsichtigt? Subversiv? Schwer zu sagen) den Feminismus als Taktik bestätigt und seine Notwendigkeit vorgeschlagen.
popegrutch , via: Century Film Project