Der Fotograf von Mauthausen | Kritik: Bilder vom Unbeschreiblichen

Der Fotograf von Mauthausen ist ein Spielfilm-Drama von der spanischen Regisseurin und Produzentin Mar Targarona ( Das Waisenhaus ). Es erzählt die wahre Geschichte von Francisco Boix, einem republikanischen Frontfotografen im Spanischen Bürgerkrieg. Nach seiner Gefangennahme musste er als Lagerhäftling im KZ Mauthausen für den SS-Erkennungsdienst arbeiten. Der Schauspieler Mario Casas ( The 33 ) nahm 12 Kilo ab 1 , um in die Rolle von Boix zu schlüpfen.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Originaltitel El Fotógrafo de Mauthausen
Originalsprache Spanisch
Format Spielfilm · 110 Minuten
Genre Drama, Historienfilm
Themen NS-Geschichte, Menschlichkeit
Veröffentlichung 26. Oktober 2018
Verfügbarkeit Streaming-Optionen (JustWatch)
FSK /
Altersempfehlung 14 Jahre

Der Fotograf von Mauthausen

»Mehr als 7.000 Spanier durchquerten das Tor von Mauthausen«, mit dieser Zeile beginnt der Film über Francisco Boix (Mario Casas), der einer dieser Spanier ist. Vom siegreichen Franco-Regime in der Heimat wird ihnen die Staatsangehörigkeit entzogen. Fortan sind sie ganz der Willkür der Nazis unterworfen. Da Boix zufällig Fotograf ist und solche im KZ Mauthausen gebraucht werden, beginnt er für den Erkennungsdienst zu arbeiten, unter SS-Hauptscharführer Paul Ricken (Richard van Weyden). Dessen perfide Leidenschaft für die Fotografie im Konzentrationslager sieht Boix bald als Möglichkeit, Beweismaterial von den Grausamkeiten in Mauthausen zu sichern – indem er Negative versteckt und aus dem Lager schmuggelt. Davon erzählt der Film Der Fotograf von Mauthausen .

Der Fotograf von Mauthausen gibt es auch als Comic von dem Autor Salva Rubio [ hier erhältlich ].

Schmale Anklagebank

Allein im KZ Mauthausen, dem größten Konzentrationslager auf österreichischem Gebiet, kamen über 100.000 Menschen ums Leben – etwa die Hälfte aller Inhaftierten. Viele starben noch nach ihrer Befreiung an den Folgen der Gefangenschaft. So auch der Fotograf von Mauthausen, Francisco Boix, 1951 im Alter von 30 Jahren. Zuvor trat er als Zeuge im Mauthausen-Hauptprozess auf, infolge dessen 58 Todesurteile gegen NS-Verbrecher ausgesprochen wurde. Neben den Zeugenaussagen waren es unter anderem die von Boix sichergestellten Fotografien, die im Prozess als Beweismittel dienten.

Auf Grundlage dieser Bilder inszenierte Mar Targarona nun das Spielfilmdrama Der Fotograf von Mauthausen . Viele Szenen daraus sind um konkrete Aufnahmen herum erzählt, deren möglichst wirklichkeitsgetreue Entstehung der Regisseurin sichtlich am Herzen liegt. Aber »die Wirklichkeit existiert nicht«, wie SS-Hauptscharführer dem jungen Francisco Boix – den er »Franz« nennt – im Fotolabor des Konzentrationslagers anvertraut, »alles hängt nur vom Blickwinkel ab.« Mit dieser Wahrheit im Hinterkopf kann man sich dennoch Mühe geben, der Wirklichkeit nahe zu kommen. Das gelingt Mar Targarona und ihrem Team durch eine detailtreue Ausstattung, insbesondere in den Baracken. Gedreht wurde Der Fotograf von Mauthausen in Budapest, in derselben KZ-Kulisse, die schon in den Literaturverfilmungen Fateless – Roman eines Schicksallosen (2005) und Der Junge im gestreiften Pyjama (2008) zum Einsatz kam.

Literatur-Empfehlungen zum KZ Mauthausen:

  • Das Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945 (2013), herausgegeben vom Bundesministerium für Inneres
  • Die zweite Reihe: Täterbiografien aus dem Konzentrationslager Mauthausen (2016) von Gregor Holzinger (Hg.)
  • Mauthausen (2018) von Jordi Peidro

Macht in Bildern

Mit einer bewussten und sorgfältigen Bildsprache unterstreicht Kameramann von Der Fotograf von Mauthausen , Aitor Mantxola, in den Nahaufnahmen das Machtverhältnis zwischen den NS-Verbrechern, zu denen die Kamera hinaufschaut, und den Kriegsgefangenen. Insbesondere eine quälend lange Einstellung, in der alle Insassen an einem hingerichteten Kameraden vorbeigehen und die Leiche betrachten müssen, entfalten in ihrer ruhigen Führungen eine beunruhigende Kraft.

Mar Targarona konzentriert sich in Der Fotograf von Mauthausen auf wenige (überwiegend spanische) Einzelschicksale im Kreise ihrer Hauptfigur Francisco Boix, der seine Rolle mit großer emotionaler Wucht spielt. Immerzu mit einem tief verankerten Optimismus, einem Glauben an ein »Danach«, durchlebt er die unerträglichsten Situationen. Auch der junge Adrià Salazar (bisher nur im spanischen Fernsehen zu sehen) zeigt sich als vielversprechendes Nachwuchstalent. Macarena Gómez spielt eine Insassin, die im Lager-Bordell sexuell ausgebeutet wird, mit niederschmetternder Resignation.

Auf deutscher Seite hingegen ist das Casting zu Der Fotograf von Mauthausen nicht ganz so glücklich: Das Spiel der Kapos und Nazis wirkt zuweilen noch steifer, als es die Uniformen vielleicht gebieten. Insbesondere eine zentrale Anekdote (Stichwort: Todesstiege), die in einer eigentlich starken Parallelmontage in einem Gewaltakt mündet, der an American History X (1998) erinnert, kommt leider regelrecht aufgesagt daher.

Filmtipp: Ein essentielles Werk zur Aufarbeitung des Holocaust ist die Dokumentation Shoah von Claude Lanzmann.

Fazit zu Der Fotograf von Mauthausen

Alles in allem überzeugt Der Fotograf von Mauthausen mit einem scharfen Blick für Momente der Menschlichkeit im allgegenwärtigen Grauen. Es geht Mar Targarona nie darum, Kulisse und Thema für ein emotionales Filmerlebnis zu instrumentalisieren, sondern zu zeigen, »wie es eigentlich gewesen« sei – um es mit einem Historiographen zu sagen. Wirklichkeit bleibt eine Frage des Blickwinkels, wobei auch die Inszenierung von Fotoaufnahmen durch Hauptscharführer Ricken thematisiert werden. Von aller visuellen Betrachtung abgesehen, spricht das bloße Geschehen in manchen Szenen von Der Fotograf von Mauthausen für sich. Vieles würde man nicht glauben wollen, wenn es davon keine Bilder gäbe – und man wagt gar nicht zu ahnen, welche Gräuel der NS-Zeit für immer im Dunkeln bleiben.

Im Juni 2017 wurden die Gebeine von Francisco Boix auf den größten Friedhof von Paris überführt, im Rahmen einer Bestattung »mit allen Ehren«. 2

Heimkino vom Bleiben: Gesichtet wurde Der Fotograf von Mauthausen auf einem Beamer des Modells BenQ TH681 Full HD 3D DLP-Projektor und dieser Beamer-Leinwand * sowie Lautsprechern von Citronic.

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Fußnoten

  1. Europa FM , 20.10.2017
  2. El País , 18.06.2017

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