Auch Monster müssen schlafen · von Ed Vere | Kinderbuch 2014 | Kritik

Könnte es sein, dass es vielleicht, irgendwo da draußen, Monster gibt? Die dich vielleicht verspeisen wollen? Diese und andere Fragen stellt Ed Vere in seinem Bilderbuch Auch Monster müssen schlafen und nimmt das Kind mit auf Reise. Denn das niedliche Monster ist auf dem Weg. Ein Kinderbuch mit einem fragwürdigen Happy End.

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Hast du Angst vor Monstern?

Das Bilderbuch von Ed Vere fiel mir beim Herumstöbern in der Stadtbibliothek auf. Das süße, grüne Monster mit den großen Glubschaugen und dem kleinen Teddybären im Arm hatte mich für sich gewonnen. Ob sich meine Begeisterung auch nach dem Rezensieren noch halten würde, wollte ich prüfen.

Zum Inhalt des Buchs Auch Monster müssen schlafen

Bei dem Bilderbuch Auch Monster müssen schlafen handelt es sich um eine Gute-Nacht-Geschichte der besonderen Art. Keine Feen, keine glitzernden Sternchen und Einhörner zieren die 32 Seiten. Stattdessen sind bunte, witzig und kindlich gezeichnete Monster mit kleinen spitzen Zähnchen zu sehen, die auf einer Wiese herumtollen. Die erste Assoziation, die mir durch den Kopf fegt: Die Monster AG aus dem Jahr 2001.

Wie in dem Film des Pixar Animation Studios und Disney zieht auch Ed Vere drei Jahre später das vermeintlich Gruselige ins Lustige und Niedliche, um die kindliche Angst vor Monstern zu entschärfen. Denn mit dieser universellen Furcht hat vermutlich jedes Kind im Laufe seines Lebens einmal zu tun. Somit widmet sich der Autor einem Thema, das der kindlichen und fantasievollen Lebenswelt entspringt. Mit seiner visuellen Interpretation sieht die gemeinhin bedrohliche Monsterwelt nach heiler Welt aus. Kein Grund zur Panik. Doch nicht zu voreilig.

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»Fragst DU dich manchmal, ob es irgendwo, gar nicht weit von hier, vielleicht …«

Der Erzähler, der sich ab der ersten Seite direkt ans Kind wendet und zum interaktiven Lesen respektive Zuhören motiviert, stellt diese heile Welt kurzerhand in Frage. Unverblümt fragt er das Kind, ob dieses Monster es vielleicht fressen will. Dabei blickt uns ein dusselig aussehendes Monsterkind entgegen, das eher zum Lachen als zum Gruseln verleitet. Wobei der Gruselfaktor von den Qualitäten des Vorlesers oder der Vorleserin abhängt. Von da an beginnt die Reise des Monsters auf dem Weg zum lesenden Kind, um es ganz vielleicht zu verschlingen. Eine spannende Prämisse mit einem leicht unheimlichen Rahmen. Ich hoffe auf eine schöne Pointe und kindgerechte Handlung.

Zur Wirkung des Buches

Der britische Illustrator und Autor Ed Vere hat einen hohen Wiedererkennungswert, der bereits in Büchern wie The Getawa y oder Mr. Big in England publiziert wurde. Sein neuestes Werk im deutschen Knesebeck Verlag Der mutige Max (Februar 2018) und die kommende Fortsetzung Schlaf gut, Max! (August 2018) tragen unverkennbar seine Typografie und künstlerische Note. So kommen seine Bilder im Werk Auch Monster müssen schlafen mit groben Strichen, einfachen Formen, kindgemäßen Schriftzügen und reduzierter Detailliertheit aus. Ideal für die begrenzte Informationsaufnahme von Kindern im Alter von 4-6.

Das Auge lacht mit

Man könnte meinen, ein Schulkind hätte experimentierfreudig zu Wachsmalstiften und Farbe gegriffen. Dieser Kunstgriff ist charmant, weil es die Monster mit dem bösen Ruf in kleine unförmige und süße Wesen wandelt, fernab vom Gruseligen. Durch seinen visuellen wie textlichen Ausdruck (»Klingel Lingel Ling«) strahlt Ed Vere seinen Sinn für kindlichen Humor aus. So werden Hintergründe der Einfachheit halber einfarbig gehalten und die wenigen Details rigoros mit übertüncht. Die breit gefärbten Ebenen und die großen Figuren lassen dementsprechend wenig Raum zum Entdecken, überladen aber auch nicht mit Informationen. Was den Zeichenstil betrifft, ist es eine reine Geschmacksfrage, wobei mir dieses quick & dirty eher im Storyboard, nicht im finalen Werk gefällt. Ein bisschen mehr Mühe hinsichtlich der Ästhetik hätte sich Ed Vere meiner Meinung nach schon geben können.

Cliffhanger im Kinderbettchen

Was den Inhalt der Story betrifft, muss die Medienpädagogin in mir einen differenzierten Blick einnehmen. Der Grundtenor der Geschichte ist verspielt und humorvoll. Ed Vere gelingt es, das Kind an die Hand zu nehmen und die Reise des Monsters zu eben diesem Kind zu begleiten. Mit lautmalerischen Wörtern, bei dem sich schauspielerisches Talent beim Vorlesen inbrünstig entfalten darf, und mit komischer Monstermimik deeskaliert der Illustrator das Gruselige. Ein Funke schwingt dennoch konstant mit. Da das grüne Wesen mit jeder Seite näher kommt und sich ausmalt, auf welche Weise es das Kind verspeisen könnte, wird die Spannung bis zum Schluss aufgebaut. Umso mehr, da das Kind mit dem Konjunktiv noch keine Bekanntschaft gemacht haben dürfte.

Verschlucktes Lachen

Das Buch endet mit zwei Twists. Der erste süß und komisch, der letzte zu dick aufgetragen: So stellt sich heraus, dass das Monster den weiten Weg auf sich genommen hat, weil es doch nur einen Guten-Nacht-Kuss möchte. An dieser heiteren Stelle hätte ich einen Punkt gesetzt. Stattdessen legt der Autor mit dem letzten Satz noch ein Augenzwinkern drauf: Man solle dem Monster etwas vom Abendessen übrig lassen, nur für den Fall… Ob dieser Scherz zur zarten Schlafenszeit auch den Humor der müden Kinder trifft, hängt wohl vom Fell des Kindes ab.

Fazit zu Auch Monster müssen schlafen

Ed Vere hat mit seinem Werk ein witziges und spannendes Monster-Gute-Nacht-Buch geschaffen, das sich durch Lautmalerei und Interaktivität perfekt zum Vorlesen eignet. Sein einfacher Comic-Stil verwandelt die Monster in harmlose Kreaturen, so dass der Gruseleffekt vor allem im Text selbst liegt. Aufgrund des offenen Endes und dem fehlenden kindlichen Verständnis für Ironie empfehle ich bei Zartbesaiteten den letzten Satz schlicht wegzulassen. Ich vergebe 7 von 10 Sternen.

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Titel Auch Monster müssen schlafen
Erscheinungsjahr 2014
Autor/Illustrator Ed Vere
Verlag Fischer Sauerlände
Seiten 32 Seiten
Altersempfehlung 4-6 Jahre
Thema Monster, Gute-Nacht-Geschichte

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