Reizüberflutung, innen und außen

Am ersten und zweiten Tag dieses Jahres habe ich die beiden außergewöhnlichen Filme Frank und Room gesehen. Zwei Abrahamson-Filme über das Innen und Außen. Von beiden kannte ich weder Trailer noch Handlung noch sonst etwas. Dass die Schauspieler Michael Fassbender und Brie Larson ( The Spectacular Now ) dabei sind, das erzählte man mir. Fassbender spielt einen Band-Frontsänger, der niemals seine überdimensionale Pappmaschee-Maske absetzt. Weder beim Auftritt, noch bei den Proben, noch beim monatelangen Album-Recording. Noch beim Duschen (mutig, für diese Rolle Herrn Fassbender anzufragen). Larson spielt eine Mutter, deren Leben mit ihrem fünfjährigen Sohn sich in einem winzigen Raum abspielt – bis zu einer „Todesszene“, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird…

Innen und außen und zu viele Beine

Der Eine will in seiner Maske bleiben, die Anderen wollen raus aus ihrem Raum. Freiheit nach innen und außen – das war ein schöner Kontrast. Inzwischen hat die Schauspielerin Brie Larson für „Room“ einen Oscar gewonnen, doch der kleine Schauspielkollege Jacob Tremblay hat ihr ein wenig die Show gestohlen. Häufig geht es mir wie ihm und ich sehe den Wald vor lauter Beinen nicht – nach innen wie nach außen.

Reizüberflutung und die Sucht danach. Das Nichtertragenkönnen von Ruhe und Rast. Im Gras liegen, speedreaden . Das Handy stummschalten, dauerchecken. Ich fühle mich oft verloren in einer Welt, in der alles größer ist, als ich. Über einen Fingernagel allein, von Wissenschaftlern zum Gegenstand ihrer Forschung erhoben, würde sich ein dickes Buch schreiben lassen. Ein Fingernagel reicht, um jemanden hinter Gitter zu bringen oder einen Weltrekord aufzustellen. Und meine Fingernägel? Verstopfen das Siphon.

Friedvoll ignoriert

Manchmal rufe ich die staatliche Informationsagentur von Abchasien auf. Ein kleines Land, das von uns nicht als ein solches anerkannt wird. Wir sehen es als einen rebellischen Teil von Georgien an, gerade friedvoll genug, um es zu ignorieren. Die staatliche Informationsagentur von Abchasien jedenfalls, die schreibt in jedem dritten oder vierten Beitrag über das Wetter. Mit Fotos von Gänseblümchen, Fotos von Enten. Gelegentlich liest man dort, was die Sportjugend so treibt. Vergangenen Donnerstag schenkte der Präsident von Abchasien einem talentierten Jungen einen Computer. Irgendwann einmal, wenn die Utopie Wirklichkeit geworden ist und alle Kriege und Konflikte beendet sind, werden wir nur noch solche Nachrichten lesen, wie dieser Tage aus Abchasien.

Das wird scheißlangweilig, aber gegen Langeweile hilft ja schon ein Netflix-Abo. Könnte natürlich sein, dass Abchasien im dritten Weltkrieg von Russland geschluckt wird und besagte Utopie nie eintritt.

Worauf ich hinauswill? Nichts. Das hier ist ein loser Gedanke.
Oh, dafür mache ich eine Kategorie! Yay!


Nachtrag: Doch keine neue Kategorie. Ist mir zu blöd.

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