Das 31. Bundes.Film.Festival ist vorbei. Doch nicht traurig sein, das nächste kommt bestimmt! Hier gibt’s einen kleinen Rückblick zu den Highlights der kleinen Stars auf großer Leinwand und hinter den Kameras: Was haben uns kreative Kinder für besondere Filme beschert?
Vorweg: Hier ein Gesamt-Rückblick zu Tag 1 und Tag 2 des diesjährigen Bundes.Festival.Film. in Hildesheim.
Festivalperlen aus Kinderhand
Geschwisterliebe bis zum Mond
Ein Attribut, das man Kindern gerne zuschreibt, ist die unerschrockene Direktheit, mit der sie Dinge beim Namen nennen. Oder andersrum: wortwörtlich verstehen. Mit diesem Spirit ist auch der 8-jährige Gaetano Romagnoli (Sohn des Kölner Filmemachers Marco Romagnoli ) an seinen bereits zweiten Film herangegangen. In seinem Film, der in dokumentarischer Weise seine beiden Geschwister begleitet, geht es um des Bruders Versuch, seine Schwester auf den Mond zu schießen.
Doch wie kann das am besten gelingen? Aus dem Off kommentiert Gaetano die Ideen seines jüngeren Bruders. Und dieser lässt sich so einiges einfallen, um seine Schwester loszuwerden. Denn beim Essen genervt zu werden, das mag er nicht. So verfolgt die Kamera, welche in der Hand von Gaetona sicher liegt, wie sein Bruder aus einem Gugelhupf-Pappeimer einen Astronautenhelm mit zwei Gucklöchern bastelt. Der passt zwar seiner kleinen Schwester, aber bringt sie noch nicht zum Mond. Doch sein Bruder bleibt hartnäckig. Im Kaufhaus ergibt sich die nächste Gelegenheit. So steigen die beiden Kinder in den Aufzug. Ob der wohl zum Mond fährt?
Hier gibt’s weitere Infos zum Projekt sowie einen Filmausschnitt.
Obwohl die Story visuell und kameratechnisch aus der Perspektive von Regisseur und Kameramann Geatano erzählt wird, versetzt dieser sich in seinen Bruder und schlüpft im Off in seine Haut. Dies ist bemerkenswert, da Kinder mit 8 Jahren kognitiv erst am Anfang stehen, andere Perspektiven einzunehmen. Womöglich dürfte die Einbindung seiner Schwester den Zugang zu der Gedankenwelt seines Bruders erleichtert haben. Ab zum Mond ist ein Kinderfilm, der sowohl kameratechnisch als auch storymäßig die Perspektive eines jungen Bruders einnimmt und die Beziehung zwischen Geschwistern authentisch und spielerisch einfängt. An dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch, Gaetano zum Hauptpreis in der Altersgruppe A (bis 10 Jahre) und den tollen Film!
Pizza gut, Advent gut
Ein Weihnachtsmann rattert mit einem Schlitten den Asphalt entlang. Seine Mission: Den Schulkindern eine Advents-Überraschung in den Schulranzen zu legen. Doch plötzlich wird er selbst Opfer einer Überraschung. Jemand hat doch tatsächlich seine Geschenke gestohlen. Zack wird die Polizei und auch fündig. Nach so viel Advents-Überraschung muss eine Versöhnungspizza her.
Der Kurzfilm Advent-Überraschung ist das Werk der 7- 8-jährigen Eric Hendrich, Anton Kleinhanß und Julius Kleinhanß. Die zackigen Dialoge zwischen Weihnachtsmann, Polizist und Schurke, die Animationen des flotten Schlittens und die klassische Story eines Raubüberfalls mit Pizza-End sind für die Jury des Bundes.Film.Festival Grund genug, den Film in der Altersgruppe A (bis 10 Jahre) auszuzeichnen. Ich kann dem nur beipflichten, zumal die Nägel-mit-Köpfen-Mentalität der Protagonisten und die schlichte Auflösung des Konflikts die Wahrnehmung von Kindern authentisch widerspiegelt und die Regie in Kinderhand behalten wurde.
Für weitere Infos zum Projekt und einen Filmausschnitt einfach hier entlang .
Bemerkenswert war auch der Auftritt der jungen Filmemacher auf dem Bundes.Festival.Film., bei dem nach jeder Filmvorführungen die Kreativen hinter den Projekten zum Gespräch auf die Bühne treten. Dort standen die Jungs nicht nur gekonnt Rede und Antwort, sie drehten den Spieß sogar um und richteten Fragen ans Publikum: »Was glaubt ihr wohl, aus wie vielen Einzelbildern dieser Stop-Motion-Film entstanden ist?« Etwas waren über 1.300!
Welche Story wird erzählt?
Etwas düsterer geht es in dem Kurzfilm Hypothetic Crimestory von Rasmus Dankert und Simon Kleefuss (15 Jahre) zu (weniger kreative Kinder als bereits gestandene Jungfilmemacher!). Die Zuschauer*innen befindet sich an einem Tatort. Zwei Jungen gehen diesem auf den Grund. Und das Opfer schreibt darüber.
Die Filmemacher liefern in knapp 9 Minuten eine spannende und angespannte Story, ganz im Stile des Krimigenres. Getunkt in bläulicher Farbgebung und mit geschmeidigen Kameraschwenks wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeitsträngen erzählt. Oder doch nur aus einer? Das Gedankenspiel ist den Filmemachern visuell und dramaturgisch so gut gelungen, dass sie sich eine Auszeichnung in der Altersgruppe B (11-15 Jahre) verdient haben. Weiter so!
Hier gibt’s weitere Infos zum Projekt sowie einen Filmauschnitt.
Meerjungfrau frisch vom Baum
Mit so einem Titel kriegt man mich. Hauptsache verrückt, Nonsense, Hauptsache irgendwie unlogisch. Das sind die Vorzüge meines Kopfes, weshalb Mathe mich mal plusweise kann. Der Kurzfilm der Feriengruppe Kind & Werk e.V. mit Sonja Wessel von der Medienwerkstatt sprudelt nur so von kindlichem Spieltrieb und Fantasie. Im zauberhaften Scherenschnitt-Stil, inspiriert von Silhouetten-Animationsfilmerin Lotte Reiniger (1899-1981), kreierten kreative Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren einen visuell wie erzähltechnisch wunderlichen Film.
Einige Hintergrundinfos samt Filmausschnitt gibt es auf der Website des Deutschen Jugendfilmpreises .
Das Besondere: Vom Papier, das geschöpft, die Figuren, die gemalt und ausgeschnitten, die Bewegtbilder, die in über 1.500 Einzelbildern festgehalten, eigenständig animiert, mit Kinderstimmen eingesprochen wurden bis hin zur Geschichte, die sie zu einem bunten Kosmos verschmolzen haben, schafften die Kinder alles gemeinsam. Mit leichter Unterstützung von Sonia Wessel. Das verdient den Team-Award . Für mich der Film, der beim Bundes.Film.Festival. am stärksten die Fantasie anregte. Danke für diese Reise und die vielen Lacher. Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Werke und grüße den Krakensprecher.
Der Törtchendieb: Kreative Kinder mit Knete!
Was haben wir gelacht, als die Knetoma mit ihrem Hund einen Berg Törtchen verschlingt, sich neue besorgt und kurzerhand um eben diese beraubt wird. So geht es in der Stop-Motion-Animation chaotisch zu: Raub im Törtchenladen, witzige Knetfiguren in einer Pappstadtkulisse und eine hysterische Verfolgungsjagd. Damit treffen Ferdinand (14) und seine Schwester Fanny (13) – zwei ganz besonders kreative Kinder! – beim kindlichen und dem Jury-Humor voll ins Schwarze. Und am Ende haben die beiden Filmemacher für Groß und Klein eine süße Überraschung. Bitte mehr davon! Der Film wurde sogar in zwei Kategorien ausgezeichnet und gewann in seiner Altersklasse den Hauptpreis, herzlichen Glückwunsch!
Hier gibt’s auch zu diesem wunderbaren Film weitere Infos und einen Filmausschnitt .
- Die Geschichte des Deutschen Jugendfilmpreises
- Die Jurysitzung zum Deutschen Jugendfilmpreis 2018
- Über die Jury und die Gastgeberstadt zum Deutschen Jugendfilmpreis 2018