Kommentare zu: 99FIRE-FILMS 2018 – wie war der Wettbewerb? | Fazit, Kritik /99fire-films-2018/ Bücher · Filme · Philosophie Tue, 06 Feb 2018 17:07:09 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.2 Von: David J. Lensing /99fire-films-2018/#comment-103 Mon, 12 Feb 2018 13:22:22 +0000 /?p=1638#comment-103 Hey Sebastian! Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und deine Sicht auf die Dinge. Du hast recht, da steckt noch ne Menge Verbesserungspotential im 99Fire-Films Spektakel. Nr. 1 wäre, sich in Sachen Kreativität an die Filmemacher anzunähern, die sie so gerne auf ihrer Seite hätten: Interessantere, relevantere, konkretere Themen und Bedingungen – und dann vor allem mehr Feedback, wenigstens zu den Top 9 eine ordentlich „Bekanntgabe der Jury“, warum diese und nicht andere Filme. In jedem Fall aber sollten wir uns in Sachen Schaffenslust nicht ausbremsen lassen, auch wenn ne große Burgerbude einen Filmwettbewerb für sich instrumentalisiert. Inzwischen ist mein diesjährige Beitrag online, falls du reinschauen magste: https://youtu.be/EjNbbRK5mN8

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Von: Sebastian Matthias Weißbach /99fire-films-2018/#comment-93 Tue, 06 Feb 2018 17:07:09 +0000 /?p=1638#comment-93 Ich kommentiere mal unter dem Blog statt unter dem YouTube-Video gleichen Titels, das wirkt doch etwas seriöser. Zumal der erste YouTube-Kommentar schon weg ist, was mit das „First“ madig macht.
McDonald’s ist ein fragwürdiger Sponsor, keine Frage. Das war Ratiopharm auch, sicherlich auch MediaMarkt und einen Großkonzern ohne Leichen im Keller wird man nur schwerlich finden. Würde ich das glauben, könnte ich zum Sport kaum meine adidas-Schuhe überstreifen oder diese Zeilen hier auch meinem MacBook tippen. Darum geht es mir auch nur in geringerem Maße und während ich persönlich nie in der Goldenen Möwe essen würde, ist mir die Existenz der Kette egal. Es ist fein, alles fein, es spielt keine Rolle, die Burger sind nicht gut, McCafé auf dem Niveau von Kamps und Co. – es ist fein.
Es ist eher die vertikale Integration, die mir sauer aufstößt, denn die ist in diesem Jahr etwas steiler als sonst. Und, das spreche ich auch in meinem Beitrag an – und ja, den Film habe ich eingereicht, er erfüllt alle Wettbewerbsbedingungen hinsichtlich Länger, das mit der Liebe ist wie im Leben auch schwieriger zu klären -, nicht im Interesse des Sponsoren.
Die nutzen die Filme natürlich nicht als Werbefilme, wer das denkt, hat wenig Ahnung von der Werbebranche und sollte mal genauer die Spots im TV oder vor den YouTube-Videos stoppen, doch aber sehr wohl als Marketingtool. Für McDonald’s sind die 99FrieFilms (ja, Absicht) keine billige Werbebeschaffung, sondern Teil einer Imagekampagne. McDonald’s möchte das Image eines Kulturförderers. Die Ambition sagt, man müsse mehr sein als eine billige Frittenbude. Vielmehr ein Beweger, die Innovationskraft, von der die 99FireFilms in der Themenbekanntgabe sprechen.
Das funktioniert aber nur so lange, wie das Marketing auch einen positiven Einfluss auf die Marke hat. Bei den Facebook-Kommentaren, und ich behaupte nicht, alle gelesen zu haben, wage ich das allerdings zu bezweifeln. Wenn der zuständige Marketing Executive sich das durchliest, wird er sich sicherlich zwei oder drei Mal überlegen, ob er im nächsten Jahr auch noch Budget für Kulturförderung reserviert.
Dem Sponsoren ist damit ebensowenig ein Gefallen getan wie dem Festival und mit etwas weniger Anbiederung und etwas mehr Chuspe hätte man das McDonald’s sicherlich auch erklären können. Man mag von den Burgern halten, was man will, eine gute Werbeabteilung besitzt das Franchiseunternehmen.
Durch einen Zufall sah ich ein altes Foto von vor drei (oder vier?) Jahren, in dem ich das Dankesbild sah, dass die 99FireFilms nach dem Wettbewerb posten. Damals dankten sie mehr Teilnehmern als dieses Jahr. Im zehnten Jubiläumsjahr sicherlich ein herber Rückschlag. Wie hoch die Drop Off Rate zwischen Anmeldungen und Teilnehmern ist, darüber kann ich nur spekulieren. Ich mutmaße aber, dieses Jahr war sie höher als in den letzten Jahren. Damit entgehen dem Festival viele kreative Beiträge und auch die Gelegenheit, das Jahr mit einer hochkarätig besetzten Jury zu etwas wahrhaft Besonderem zu machen.
Auch schade ist diese Themenmauschelei, weil es eigentlich noch nie gute Themen gab. Dafür sind die Themen zu austauschbar. Man sehe sich einige Beiträge der letzten Jahre an, kaum lässt sich behaupten, dass minimale Änderungen einen Film nicht von „Hauptsache, Ihr habt Spaß“ über „Wir machen’s einfach“ bis hin zu „Ich liebe es“ für gleich mehrere Jahre qualifizieren.
Das ist schade, weil es natürlich Leuten auch die Chance gibt, die Arbeit bereits vor den 99 Stunden mehr oder weniger abzuschließen. Dies wird dadurch abgerundet, dass die Themenerklärung jedes Jahr ein bereits allgemein gehaltenes Thema noch allgemeiner gestaltet. So sieht Inspiration nicht aus, das lernen Schüler in der ersten Stunde Improvisationstheater. Gerade die Einschränkungen sind es, die Kreativität beflügeln und zu Höchstleistungen anspornen können. Die Anweisung „Macht mal irgendwas!“ dagegen ist austauschbar und hat höchstens von Jahr zu Jahr das unschöne Brandzeichen des Hauptsponsors.
In besonderem Maße ist dies dieses Jahr ärgerlich, weil das zehnte Jubiläum allerhand Themen rund um die 10, das Jubiläum, dem Countdown, dem Jahrestag, der Feier etc. Tür und Tor geöffnet hätte.
Ich persönlich freue mich jedes Jahr mit Zurückhaltung auf die Teilnahme an den 99FireFilms, es ist spaßig und ein gewisser erster Pflichtspieltermin im Kalender des noch jungen Jahres. Doch letztendlich bedeutete es mir in diesem Jahr nicht viel, nur mit einem schnell gedrehten Protest teilzunehmen. Ich kenne genug Schauspieler, um auch kurzfristig einen Film zu besetzen und die meiste Ausrüstung besitze ich. Aber was ist mit den Teams, die bereits Wochen im Voraus ihre Ausrüstung beim Verleih gebucht haben? Die geplant haben, die Freunde organisiert haben oder sich sogar Freitag und Montag von der Arbeit freigenommen? Und dann fanden sie sich vom Thema am Donnerstag um 10.00 Uhr zu einem riesigen Burger transformiert?
Es ist einfach schade, dass ein so großes Festival es nicht schafft, kreative Ansprüche und Kommerz zu mischen. Dass das geht, zeigt ja auch Hollywood immer wieder, in Deutschland ist die Trennung zwischen Kultur und Kasse größer – aber irgendeinen Kompromiss fände man da sicherlich schon. Einen, der befriedigend für die Filmemacher und Veranstalter gleichermaßen ist.
Und deswegen war mir auch ein Boykott zu wenig und ein Weiter so zu viel. Ich verurteile niemanden, der mitgemacht hat. Ich habe kein Problem damit, einen Werbeslogan als Film umzusetzen (das habe ich in den Jahren davor auch gemacht). Aber ein Produkt im Film zu platzieren zu lassen, ist mehr als nur dämlich von den Ausrichtern des Wettbewerbs.
Und ein Thema, das ein absolutes Nicht-Thema ist, geht dann doch etwas zu weit.
Also, zinkt uns, woran Ihr Spaß habt, da gibt’s doch was, damit wir’s einfach machen können und alles Gute fängt mit Liebe an.

Your friend in time,

SMW

PS: Respekt an alle, die ihren 99FireFilm als eine Lieberserklärung an den „Es“-Zweiteiler der 90er angelegt haben.

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